Süßwasser Berichte
Fluorocarbonvorfachmaterialien beim Karpfenfischen Teil 1 von Rolf Waldhoff
Die Verwendung von Fluovorfachmaterialien beim Karpfenfischen stellt für mich einen großen Fortschritt in der Köderpräsentation dar.
Als ich das Material vor einigen Jahren zum Testen bekam, war ich anfangs sehr skeptisch und testete das Maxima Fluocarbon parallel zu den damals üblichen Kombimaterialien. Das Test-Gewässer hatte ich zum damaligen Zeitpunkt schon seit Jahrzehnten befischt und dachte eigentlich ich kenne jeden Karpfen dort beim Vornamen. Durch starken Befischungsdruck waren die Fänge in der Kiesgrube allerdings im Lauf der Zeit deutlich zurückgegangen.
Glücklicherweise konnte ich an diesem Gewässer mit vier Ruten fischen und so kamen zwei Ruten mit konventionellen Kombi-Materialien und zwei mit Fluocarbon-Rigs zum Einsatz.
Interessanterweise lagen die Kombi-Rigs wie tot; auf das Fluocarbonvorfachmaterial fing ich dagegen mehrere Fische. Darunter zwei markante, mir völlig unbekannte, Karpfen. Auch mehrmaliges Umlegen der Ruten änderte nichts an dieser Bissverteilung. Auf das Fluocarbonmaterial hatte ich wesentlich mehr Aktionen.
Weil ich dieses Phänomen auch an anderen Gewässern beobachten konnte, wurde ich im Lauf der Zeit zu einem begeisterten Fluocarbonanhänger und verwende seitdem bei 99% meiner Fischerei dieses Vorfachmaterial. Und das in allen Gewässertypen und unabhängig von der Größe der zu erwartenden Fische. Beim richtigen Umgang mit dem Material ist der Fang kapitaler Fische kein Problem. So konnte ich vor Kurzem einen 1,80 cm Wallerbeifang mit dem 0,41 er Fluocarbonmaterial sicher landen.
Allerdings muß man bei der Verwendung von Fluocarbonvorfachmaterialen beim Karpfenfischen einige Dinge beachten:
Wahl des geeigneten Durchmessers
Beim Karpfenfischen haben sich die Durchmesser von 0,41mm (20 lb Tragkraft) und 0,44 mm (25 lb Tragkraft) als optimal erwiesen. Sie stellen meines Erachtens die beste Kombination aus Tragkraft und Steifheit dar.
Schutz der Oberfläche vor mechanischen Beschädigungen
Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Fluocarbonmaterial reagiert sehr empfindlich auf Beschädigungen der Oberfläche. Diese können zum Beispiel dadurch entstehen, dass das Vorfachmaterial beim häufigen Auswerfen durch das Blei beschädigt werden kann. Speziell beim Flußfischen, wo relativ schwere Bleie zum Einsatz kommen, empfehle ich deshalb die Verwendung von Anti Tangle Sleeves oder einem Stück Rig Tube, die einfach über die Schlaufe und den Knoten gezogen werden. Beim Aufprall des Bleis am Grund wird das Fluocarbonmaterial durch das Sleeve oder den Rig Tube geschützt. Trifft das Blei ungeschützt auf das Vorfachmaterial entstehen Druckstellen. Diese sieht man im Gegenlicht als „helle“Stellen.
Ein ähnliches Vorgehen empfehle ich beim Ablegen mit dem Boot, wenn dabei mit dem Blei der Grund „abgeklopft“ wird, um harte Stellen zu finden.
Wird das nicht beachtet kann das Vorfach im Drill an diesen Stellen reißen. Weil das dann meistens im Bereich des Knotens passiert, wird dieser für den Schnurbruch verantwortlich gemacht. Der eigentliche Grund ist aber die Beschädigung der Oberfläche durch das Blei.
Kritische Kontrolle der Vorfächer
Fluocarbon ist im Drill sehr stark belastbar, auch gegen Abrieb, wenn es nicht bereits vorher Beschädigungen im Material gegeben hat. Deshalb sollten Fluocarbonvorfächer vor dem Auswurf immer kritisch auf Beschädigungen untersucht werden. Wenn das Vorfach rauhe Stellen, Knicke und im Gegenlicht „helle“ Stellen aufweist, sollte es unbedingt getauscht werden. Fluocarbon ist im Vergleich zu geflochtenen Materialien sehr preiswert und deshalb mache ich beim Austauschen keine Kompromisse: Im Zweifel wird das Vorfach getauscht und ich bin wieder auf der sicheren Seite.
Tight lines
Rolf
PS: Im zweiten Teil berichte ich über haltbare Knoten und erfolgreiche Fluocarbon-Rigs beim Karpfenfischen